SO NE YEAH-MUTTI Carolin Rottländer: „Ich glaube fest an die positiven Energien unter uns Frauen, das ist wie ein unsichtbares Band, das uns verknüpft“

In meiner Serie SO NE YEAH-MUTTI stelle ich Frauen vor, die ich toll finde und unbedingt mal ausfragen mag. Darüber, was sie machen und wie sie das mit dem Mamasein unter einen Hut bekommen. Heute: Kommunikationsexpertin Carolin  Rottländer, deren Herz so groß ist wie ihr Netzwerk.

Carolin Rottländer ist so etwas wie ein sehr inspirierender Kommunikationswirbelwind: Nach einer Begegnung mit ihr kennt man ganz bestimmt drei Menschen und fünf Geschichten mehr, aber all das passiert auf eine sehr umangestrengte Nebenbei-Art. Kennengelernt habe ich sie vor ein paar Jahren als Pressesprecherin für das Münchner Kinderkunsthaus, für das sie größtenteils ehrenamtlich arbeitet. Sie hat nämlich ein Herz, das ungefähr genauso groß ist wie ihr Netzwerk und schaufelt sich als Inhaberin einer eigenen Kommunikationsagentur  noch regelmäßig Zeit frei, um sich sozial zu engagieren. Ich wollte von ihr unbedingt wissen, wie sie das alles als Mama eines 15-Jährigen Sohnes eigentlich hinbekommt. Wie sie ihr Netzwerk ständig zum Wachsen bringt. Und was ihre Tricks sind, um auch mal abzuschalten.

 

Carolin, weißt du was: Wenn ich dich treffe, vergesse ich eigentlich immer, dass du PR-Frau bist. Wie machst du das? 

(lacht) Ist das ein Kompliment…?

Ein sehr großes! 
Vielleicht hängt es damit zusammen, dass ich gar nicht von Haus aus PR-Frau bin. Als Leiterin der Markenkommunikation bei Focus habe ich eigentlich 20 Jahre lang Marketing gemacht. Aber im Grunde meines Herzens bringe ich einfach gern Menschen zusammen. Zu den Themen, die mir wichtig sind. Und deswegen finde ich schön, dass du das so empfindest. 
Du hast ein unglaublich großes Netzwerk. War das schon immer so? Oder hast du dir das ganz bewusst angelegt?
Natürlich habe ich mir das auch in 32 Jahren Berufserfahrung erarbeitet. Aber ich hatte schon immer gerne viele Leute um mich herum. Ich habe ein ehrliches Interesse und eine große Neugierde an Menschen. 
Dafür, dass du eigentlich aus der Printbranche kommst, arbeitest du ganz schön viel mit Bloggern und Influencern zusammen…
… obwohl ich alles andere als ein „Digital Native“ bin. Ich bin bei allem immer die Raumälteste! 
Wie hast du trotzdem da reingefunden?
Ich habe einfach irgendwann gemerkt, dass es je nach Zielgruppe in der Kommunikation nicht mehr reicht, nur auf die klassischen Medien zu setzen. Es gab da sozusagen zwei Erweckungserlebnisse.
Erzähl!
Das erste war vor fünf Jahren bei der Veranstaltung eines Kinderuhren-Herstellers, zu der ganz viele Printjournalisten eingeladen waren. Und eine Bloggerin: das war Claire von Cappu Mum, mit ihrem kleinen Sohn auf dem Arm. Die erste Mom-Bloggerin, die ich kennengelernt habe. Wir kamen ins Gespräch und ich habe mir gedacht, ah, hier ändert sich gerade was. 
Und das zweite Erweckungserlebnis?
Das war Svenja Walter, die bei mir ganz viel bewegt hat. Ihren Blog Meine Svenja kannte ich flüchtig, aber irgendwann stellte ich durch Zufall fest, dass sie eine Mutter in der Klasse meines Sohnes Oskar ist. Gleich am nächsten Tag schrieb ich ihr: Wir müssen uns unbedingt kennenlernen. Was du machst, finde ich total spannend. Ich kenne mich zwar null aus, aber ich möchte es verstehen und lernen. Ich habe dann den „Erfolgreich bloggen“-Workshop bei ihr gemacht und der hat bei mir alles verändert. Ich habe verstanden, dass es in der Kommunikation jetzt einfach weitere Kanäle gibt, die zu bedienen kein Hexenwerk ist. Ich mag die Zusammenarbeit mit Bloggern inzwischen sehr, sie sind für mich genauso wichtige Multiplikatoren wie Journalisten. Und wenn sie gut sind, stellen sie genau die gleichen Fragen.
Wir beide haben uns über deine Arbeit für das Kinderkunsthaus kennengelernt, die du zum großen Teil ehrenamtlich machst. Außerdem warst du viele Jahre Vorstandsvorsitzende in der Elterninitiative, in der dein Sohn betreut wurde. Wie ist es dazu gekommen, dass du dich sozial so sehr engagierst?
Angefangen hat das tatsächlich mit meinem Muttersein. Als ich einen Krippenplatz für meinen Sohn brauchte, aber nur auf Rang 64 der Warteliste der Eltern-Kind-Initiative unseres Betriebs war, legte man mir nahe, mich doch im Vorstand zu engagieren. Ich bin dann da reingewachsen, habe das mit viel Leidenschaft betrieben und es als Chance begriffen, die ich nie mehr haben werde: die Einrichtung, in der mein Kind ist, leiten zu können. Das pädagogische Konzept zu erarbeiten, das Team aussuchen, Sponsoren an Land holen. Und um auf unseren Gesprächsbeginn zurückzukommen: das ist bis heute ein Netzwerk, auf das ich immer wieder zurückgreifen kann. Seither war es mir einfach immer eine Herzensangelegenheit, mich zu engagieren, auch um ein Vorbild für meinen Sohn Oskar zu sein. 
Wenn du an diese Zeit zurückdenkst, in der du Mama eines Kindergartenkinds warst, außerdem einen Job mit Personal- und großer Budgetverantwortung hattest – und nebenbei noch die Elterninitiative: Wie hast du das alles unter einen Hut bekommen?
Mit wirklich viel Disziplin. Ich bin sehr gut organisiert und habe oft die Abende drangehängt. Ich weiß auch nicht, wo ich den Antrieb hergenommen habe, es hat mir einfach Spaß gemacht, so viel zu bewegen. Aber ich habe mir eben auch nicht 40 Wochenstunden im Job aufgehalst, obwohl ich dann mehr verdient hätte. Das ist bis heute eine bewusste Entscheidung, jedem meiner Kunden zu sagen: Ich habe acht Wochen im Jahr Urlaub, dementsprechend weniger stelle ich in Rechnung. 
Wie schaffst du es heute, abzuschalten?
In der Natur. Ich bin ganz, ganz streng damit, am Wochenende nicht zu arbeiten, um nur mit der Familie zusammen zu sein. Ich habe am Wochenende auch keine Verabredungen, Freitagmittag bis Sonntagabend ist total tabu. Und im Urlaub gönne ich mir digitale Auszeiten, in denen ich komplett offline bin. 
Hast du so etwas wie ein Motto, das dich leitet?
Neulich habe ich einen Satz gelesen, der bei mir hängengeblieben ist: Put your energy into work with a purpose. Das spüre ich bei mir total, dass ich am liebsten für Projekte arbeiten möchte, die einen Sinn haben. Wenn wir tollen Frauen uns zusammentun, können wir ganz viel bewegen. Ich glaube fest an die positiven Energien unter uns Frauen, das ist wie ein unsichtbares Band, das uns verknüpft. Und das gibt total viel Power.
Wenn Ihr Carolin im Netz folgen wollt, findet Ihr sie auf Facebook und Instagram. Und hier gelangt Ihr zu den Blogs von Cappu Mum Claire und Meine Svenja, über die Carolin im Interview spricht.